Mit einem kurzen Rückblick auf die Maßnahmen, die im Rahmen der Sozialen Stadt in den letzten 2 Jahren im Waldtal bereits umgesetzt wurden, leitete Jürgen Kaiser vom Stadtplanungsamt den Runden Tisch am 29.08.2017 ein.
Als Beispiele sind u.a. die Neugestaltung der Treppenanlage zwischen Försterweg und Alter Kasseler Straße, die weitere Gestaltung des Freizeitgeländes am Bolzplatz, das Errichten der drei Schaukästen und die Umgestaltung der Haltestelle Sankt-Martin-Straße zu nennen. Auch die Rolle des Bautrupps und dessen aktuelle Einsatzorte im Stadtteil wurden vorgestellt.
Auf Nachfragen der Anwesenden wurde erklärt, dass nicht alle Arbeiten im Stadtteil automatisch aus Mitteln der Sozialen Stadt gefördert würden. Es wird zwischen Instandhaltungsmaßnahmen einerseits und Investitionsmaßnahmen im Rahmen des Programms andererseits unterschieden.
Dies gilt auch für den Einsatz der finanziellen Mittel im Bereich des Eigentums der Wohnungsbaugesellschaften. Diese können solche Mittel nur zu begrenzten Vorhaben nutzen und müssen dann jeweils einen größeren Anteil an eigenen Investitionen leisten, als durch die Gelder der Sozialen Stadt abgedeckt wird.
Peter Schmittdiel stellte dann noch Maßnahmen vor, die durch die Begleitprogramme JUSTIQ (im St. MartinHaus) und BIWAQ (Projekt ISA) im Stadtteil umgesetzt wurden und werden.
Danach kam der von allen Anwesenden gespannt erwartete Beitrag von Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies mit Antworten auf Fragen, die der Stadtteilarbeitskreis im Vorfeld in einem Brief zum aktuellen Stand der Sozialen Stadt im Waldtal sowie dringend anstehender Themen und Vorhaben an den OB gestellt hatte.
Die sicherlich für die BewohnerInnen wichtigsten Fragestellungen bezogen sich auf den Bau des Nachbarschaftszentrums und das daran angeschlossene Gesundheitszentrum. Hier überraschte Thomas Spies mit sehr konkreten Angaben.
Nach aktueller Lage sei es so, dass ein Umbau des St. Martin-Hauses wirtschaftlich keinen Sinn ergebe. Die Gespräche mit der katholischen Kirche bezüglich des Verkaufs des Geländes möchte die Stadt Marburg bis zum Jahresende erfolgreich abschließen. Sollte bis dahin keine Einigung erzielt werden können, würde die Stadt auch einen alternativen Standort in Erwägung ziehen. An dieser Stelle fragte der Oberbürgermeister, ob sich die Anwesenden auch vorstellen könnten, ein Nachbarschaftszentrum auf der Lowkaschen Wiese entstehen zu lassen, oder ob dies völlig indiskutabel sei.
In der darauffolgenden Diskussion wurden verschiedene Fragestellungen aufgeworfen und lebhaft beredet.
Es wurden Fragen zu Parkraum, Festwiesen-Ersatz, Gestaltung des gesamten Areals (Bushaltestelle, Parkfläche & Wiese), Finanzierung, weiteren Alternativen und auch letztendlich die Frage gestellt, wieviel Zeit man noch mit Warten verbringen soll. Die Anwesenden sprachen sich dann dafür aus, jetzt keine endgültige Entscheidung zu treffen, dass die Stadt jedoch die Lowkasche Wiese als Alternative mitdenken könne. Sie meldeten zurück, dass es höchste Zeit werde, ein Nachbarschaftszentrum zu bauen, da der Bedarf nach wie vor besteht und aktuell den BewohnerInnen keine Räumlichkeiten für übergreifende Veranstaltungen u. ä. zu Verfügung stehen.
Dem Oberbürgermeister ist ebenfalls daran gelegen, dass nun endlich konkrete Pläne gemacht werden, weil die Fertigstellung mindestens 4 Jahre brauchen wird. Deshalb soll noch in 201 7 die Basis für eine tragfähige Planung geschaffen werden.
Um dies zu ermöglichen, sollen die bereits vorhandenen Bedarfsermittlungen und Planungen aus dem Jahr 201 4 von den Akteuren im Stadtteil auf Aktualität und Bedarfsabdeckung hin überprüft werden. Gemeinsam soll dann im nächsten Schritt geschaut werden, wie die Räume multifunktional genutzt werden können, um so ein Gesamtbild zu bekommen. MitarbeiterInnen aus der Verwaltung werden diese Runden unterstützen bzw. fachlich begleiten. Die Organisation und Moderation dieser Runden wird vom Quartiersmanagement übernommen.
Das Gesundheitszentrum scheint recht unproblematisch integrierbar, da man dort baulich einer Empfehlung der Kassenärztlichen Vereinigung folgen kann und die Ausgestaltung der Angebote gemeinsam im Stadtteil entwickelt werden sollen. Der Oberbürgermeister unterstrich, wie wichtig die Zusammenarbeit von allen Institutionen, Vereinen, Gruppen und BewohnerInnen im Planungsprozess sei. Anlässlich der Fragestellung, wie die Kooperation mit den Fachdiensten verbessert und damit verbundene Bearbeitungszeiten kürzer werden können, meldete OB Spies zurück, dass in der Verwaltung eine sogenannte Lenkungsgruppe zur Sozialen Stadt gebildet werden soll, um die Abläufe zu optimieren.
Auf die Frage, wie es denn mit angedachten baulichen Maßnahmen wie zum Beispiel der Gestaltung des Hangs im Ginseldorfer Weg oder der „Sozialen Achse“ nun weitergehen solle, antwortete der Oberbürgermeister, dass dafür noch in diesem Jahr eine eigene Projektleitung eingesetzt würde. Auch der Bautrupp wird demnächst wieder mit 4 Personen besetzt und verstärkt im Waldtal und Stadtwald tätig sein. Teilweise wird er aber auch weiterhin Aufgaben im alten Soziale Stadt Fördergebiet am Richtsberg übernehmen.
Zugesagt ist, dass auf eine gerechte Stundenzuteilung geachtet wird. Zur Sprache kam ebenfalls die Reihenfolge, in welcher die unterschiedlichen Maßnahmen, die im Masterplan festgehalten wurden, umgesetzt werden. Es wurde vorgeschlagen, die Prioritäten im Rahmen von Bewohnerversammlungen oder Runden Tischen abzustimmen. Mitarbeiter und Jugendliche aus dem St. Martin-Haus wiesen an dieser Stelle auch nochmal auf die geforderte zeitgemäße Umgestaltung des Bolzplatzes hin. Dazu gibt es sowohl gute Ideen als auch einen selbstgedrehten Film.
Der nächste Runde Tisch findet am 07. November statt. Dazu wird rechtzeitig eingeladen.
Britta Stadlmann-Golega